Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Kor 16,14).

Liebe Gemeinde,

die Jahreslosung, die die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) für das Jahr 2024 ausgegeben hat, lautet „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1. Korinther 16,14). „Na klar“ werden die meisten sagen: „Wer will das denn nicht?“ … Liebe als Grundmotivation für mein Handeln.

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Verlag am Birnbach - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Für Paulus, der den Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat, war das offensichtlich nicht so eindeutig. Er ermahnt die ganze Gemeinde am Ende seines Briefes, quasi als Fazit, dazu, dass alles was im Gemeindeleben und im persönlichen Alltag passiert in Liebe geschehe. Eine Ermahnung, die durch die ca. 1969 Jahre (denn der Korintherbrief wird auf ca. 55 n. Chr. datiert) Kirchengeschichte immer noch Relevanz hat. Durch die Zeiten hindurch wurde sein Brief Inhalt von Abhandlungen, Predigten und Bücher: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ ein Paulus-Satz, der mir in der Bibel als Wort Gottes begegnet. Der einen Resonanzraum in mir zum Schwingen bringen will.

Liebe, als Grundmotiv für mein Handeln ist aber gar nicht so einfach. Hauchdünn kann der Grat zwischen Liebe und Machtausübung sein – denken wir an Eltern und Kinder. Doch auch in der Gemeinde kann man diesen Grat erleben: Leidenschaftliches Engagement als Herzenssache oder das Durchsetzen eigener Interessen?! Was leitet mich? Sich seiner Herzenshaltung bewusst zu sein, Zuhause, in der Gemeinde, ja im ganzen Leben, ist hilfreich, wenn man seiner eigenen Berufung nachgehen will.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – Wirklich alles? Paulus macht da keine Ausnahmen, er meint nicht nur das Religiöse. Er meint alles: Familie, Beruf, Freizeit, Alltag, Gesellschaft, Kirche, … einfach alles unter Gottes Himmel geschehe in Liebe. Wenn man drüber nachdenkt merkt man schnell wie schwierig das wird, weil wir eingespannt sind im Netzwerk der Globalisierung: Mein Handeln im Strohgäu hat Auswirkungen z. B. auf den Amazonas-Regenwald. Hier haben wir alle Entwicklungspotenzial um noch stärker die Liebe zu leben, die Jesus uns vorgelebt hat.

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ meint nicht, mit dem „Mantel der Liebe“ alle Konflikte zu zudecken und auf Harmonie tun. Jesus selber scheut nicht die Auseinandersetzungen mit den religiösen Führern der damaligen Zeit. Er zeigt auf wundersame Art für wen sein Herz schlägt: Für jeden Menschen – vor allem aber für die Schwachen, Armen, Ausgestoßenen. Für ihn ist klar, dass das Gesetz für den Menschen da ist und nicht umgekehrt. Wer sich an alle Gebote (und davon gibt es im Alten Testament sehr sehr viele – z. B. dass man keine Meeresfrüchte essen solle – Lev 11) hält, aber ohne Liebe lebt, ohne Mitgefühl, Barmherzigkeit und Versöhnung, der hat die Lebensweise, die Gott für uns möchte, nicht verstanden (vgl. 1. Kor 13,1). Für mich bedeutet das: Als Gemeinde setzen wir uns für die Menschen ein, für ein gutes Miteinander, für Fairness, für Umweltschutz. Hass und Hetze haben keinen Platz, weil sie nicht dem entsprechen, was Gott für diese Welt vorhat.

Als Einzelperson, als Martin Hensel, bedeutet die Jahreslosung für mich, dass ich meine Handlungen und Haltungen überprüfe. Geschieht alles aus Liebe? Paulus findet auch noch ganz poetische Worte über die Liebe, die heutzutage vor allem für Hochzeiten verwendet werden, die aber auch viel über das Gemeindeleben verraten, wie es sich Paulus vorgestellt hat. Das Hohelied der Liebe ist Teil des Briefes an die Gemeinde in Korinth. Ich denke Paulus ist immer wieder Menschen begegnet, die gesagt haben: „Na klar passiert alles in Liebe“, „wir lieben uns ja“, „geht klar, machen wir!“ und aber eigentlich nicht die Tiefe seiner Botschaft verstanden haben. So verstehe ich zu mindestens die folgenden Verse aus dem Hohelied der Liebe: „Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, / dann aber werde ich durch und durch erkennen, / so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin. Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; / doch am größten unter ihnen ist die Liebe. (1. Kor 13,12-13). Bei all den Begabungen, Charismen und Fähigkeiten, die tagtäglich in unserer Gemeinde, in unserem Alltag, im Aufbau des Himmelreichs miteinander wirken ist die Liebe immer die Leitkultur. Aus Glauben wird in der Ewigkeit das Schauen Gottes von Angesicht zu Angesicht. Aus Hoffnung wird Gewissheit. Doch die Liebe bleibt die Liebe! Liebe ist Gottes Macht in uns!


Ihr Martin Hensel,
Gemeindereferent