Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Herbstzeit = Heiligen-Zeit

Im Herbst-KONTAKTE wollen wir unseren Heiligen gedenken, feiern wir doch Allerheiligen am 1. November – besonders aber der Heiligen Fortunata (14. Oktober) und dem Heiligen Deusdedit (8. November). Zwei Heilige, die ziemlich unbedeutend sind, wenn man sie mit Martinus,
Elisabeth, Hubertus oder Franz von Assisi vergleicht, die im gleichen Zeitraum ihre Gedenktage haben.

Und doch haben Fortunata und Deusdedit für unsere Gemeinde eine Bedeutung. Kleine Knöchelchen der Beiden liegen als Reliquien (lateinisch: Überbleibsel) in unserem Altar in Hirschlanden.

Über Fortunata wissen wir nichts, außer, dass sie 148 in Rom gestorben ist. Ihr Grab in den Calistus-Katakomben in Rom trug die Inschrift: „Fortunata virgine et martyre CXLVIII“ (Fortunata, Jungfrau und
Märtyrerin, 148).

Deusdedit lebte 500 Jahre später und starb am 8.11.618 ebenfalls in Rom. Er wurde 615 Papst. Er soll einen Aussätzigen auf wundersame Art geheilt haben, indem er ihn küsste. (Quelle: Heiligenlexikon.de)

Dass Reliquien in Altären eingelassen werden beruht auf einer Vision im Buch der Offenbarung: „… sah ich unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten“ (Offb 6,9). Es gibt aber auch noch mehr Bibelstellen, im Alten wie im Neuen Testament, die man als Reliqiuenverehrung anerkennen kann.

Die Heiligen- und Reliquienverehrung ist eine typisch katholische Sache. Und ich finde sie gut! Doch muss auch Kritik zugelassen werden. Die Reformatoren Luther und Calvin habe sich sehr stark gegen diese Form der Religiosität gewandt. Zu Recht in der damaligen Zeit, denn es gab auch merkwürdige Reliquien: “Muttermilch Mariens”, die “Windeln Jesu”, oder “Stroh aus der Krippe in Betlehem” wurden als Reliquien verkauft.

Bei allen Formen von Religiosität muss man aufpassen, dass es nicht fundamentalistisch wird. Das gilt auch für die Verehrung von Heiligen. Nur durch das Streicheln und Küssen von Reliquien oder
Statuen, z.B. dem Hl. Petrus im Petersdom, dessen Fuß kaum noch zu erkennen ist, ist mein Leben nicht gottgefälliger. Der Besitz von Reliquien macht mich nicht heiliger.

Der Kirchenlehrer Thomas von Aquin vergleicht Reliquien mit einem Vergrößerungsglas: Durch sie wird das Licht der Gnade Gottes gebündelt. Das ist der entscheidende Punkt: Nicht der Knochen an sich bringt Heilung. Nicht die Objekte bringen Heiligung. Es ist keine Magie! Sondern Gott, der durch die Heilige Per-
son – auch nach deren Tod – handelt.

(c) Canva

Das Wirken Gottes, das Licht seiner Gnade zu bündeln, ist die Sache Jesu. Dafür ist er auf die Welt gekommen. Und damit ist es auch unser Auftrag. Die Fülle des Lebens und das Heil der Welt immer wie-
der in ganz konkrete Situationen unseres gesellschaftlichen Lebens und Zusammenseins hineinzubuchstabieren ist Auftrag der Kirche. Darin die Heiligen als Vorbilder zu sehen, deren Leben, Wirken und Handeln immer wieder neuentdecken und umzusetzen, ist ebenfalls eine Form der Heiligenverehrung. Und so sind die Heiligen, deren Gedenktag wir im Herbst feiern, auch heute noch Vorbilder, denn Martinus, Elisabeth und Franz von Assisi haben sich den Schwächsten zu gewandt
und in ihnen Gott erkannt.


An Allerheiligen und an Allerseelen gedenken wir vor allem unseren Verstorbenen, die auf dem Weg in die Gemeinschaft der Heiligen sind. In jedem Leben, egal ob man heiliggesprochen wurde oder nicht, lassen sich Spuren von Gottes Wirken entdecken. Diese Funken der Gnade Gottes aufzuspüren, nehme ich als meine Aufgabe wahr, wenn ich in Trauergesprächen mit Angehörigen über die Verstorbene spreche. Wenn wir an Allerheiligen zusammen kommen, dann auch mit dem Hintergrund, dass jedes Leben
heilig war und ist und uns darin ein Vorbild sein kann.

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Doch die Heiligen sind noch mehr als „nur“ Vorbilder: Sie sind auch Fürsprecher. Ich stelle mir das so vor, als ob ich eine Expertin nach Rat fragen würde. Statt alles alleine schaffen zu müssen, kann ich mich auch an die Heiligen wenden. Niemand muss alles können. Nicht mal die Mächtigsten, die Präsident:innen der Nationen, schaffen das. Sie richten sich Ministerien ein, die wiederum Expert:innen nach ihrer Meinung fragen. Wieso sollte ich das also nicht auch im religiösen Sinne machen: Mich an Heilige wenden, die
eine so große Glaubenskraft hatten, dass sie ihren Alltag heiligen konnten. Die nicht nur im Kirchengebäude Gott gesucht und erlebt haben, sondern in ihrem ganzen Leben. Die großen Heiligen, wie Martinus, Elisabeth und Franz von Assisi kommen mir immer wieder in den Sinn, wenn ich nach dem Plan Gottes in meinem Leben suche. Sie helfen mir Klarheit zu bekommen.

Aber es gibt auch ganz praktische Für sprecher. Der Heilige Antonius ist einer meiner Lieblinge: Er ist Patron für alle, die etwas verloren, vergessen und verlegt haben. Ich kann genau da die Hilfe eines Experten immer wieder gut gebrauchen …


Ihr Martin Hensel
Gemeindereferent