“Dies ist die Nacht” – Osternachtfeier um 6 Uhr
Im anbrechenden Morgen, wenn die ersten Vögel zwitschern, doch die Nacht noch sichtbar ist, versammelten wir uns zur Feier der Auferstehung. Nicht in der Kirche, sondern am Osterfeuer beginnt die Osternacht. Das Licht der geweihten Osterkerze wurde am Osterfeuer entzündet, in dem nicht nur der Christbaum und die Palmzweige von Palmsonntag verbrannt wurden, sondern auch die Heiligen Öle aus dem vergangenen Jahr. So ist, könnte man sagen, das Licht der Osterkerze 5 mal gesegnet. Hier wird schon deutlich, dass die Osternacht keine gewöhnlich Nacht ist.
In die dunkle Kirche wird das eine Licht der Osterkerze getragen und man spürt: Die Dunkelheit wird hell. Das Licht siegt. Eine rituelle Deutung, dass das Leben den Tod besiegt hat. Das Osterlicht wird dreimal mit dem Ruf “Lumen Christi” (= Christus, das Licht) begrüßt und im Anschluss verteilt. So wird die dunkle Kirche immer heller, bis zum Höhepunkt beim Gloria, wenn die Orgel und die Glocken wieder ertönen und das Osterlob erschallt. Die Auferstehung Jesu, hörbar durch die Lesungen und Lieder, sichtbar durch das stärkerwerdende Licht, riechbar durch den aufsteigenden Weihrauch und fühlbar durch die Spannung im Raum ist für den ganzen Leib. Nicht nur die Seele, ja der ganze Körper erfährt die Auferstehung.
Der Karfreitag hatte zwar gezeigt, wozu Menschen fähig sind. Doch nun zeigt die Osternacht, wozu Gott fähig ist.
In seiner Predigt sprach Diakon Alexander Hofer über die Sehnsucht. Laut dem Philosophen Ernst Bloch sei die Sehnsucht die einzige ehrliche Eigenschaft des Menschen. “Tatsächlich kann der Mensch in allem Lügen: Meine Liebe kann nur geheuchelt sein, meine Höflichkeit nur anerzogen, selbst meine Hilfsbereitschaft kann aus egoistischen Motiven heraus erfolgen. Aber dort, wo ich in mir eine Sehnsucht empfinde, dort kann ich nicht manipulieren. Da hat der Philosoph recht gehabt: Der Mensch ist seine Sehnsucht.”
Im Verlauf der Predigt wurde deutlich, dass die Frauen am Grab auch Sehnsucht spüren. Der Karfreitag saß ihnen zwar noch in den Knochen, doch die Sehnsucht nach dem Herrn war so groß, dass Sie sich auf machten um ihn im Grab zu besuchen. “Mit Schock und Entsetzen nimmt man am Karfreitag wahr, was mit Jesus Christus geschehen ist. Das lässt sich durch nichts beschönigen. Und dieser Schock sitzt tief. Kein Wunder also, dass sich unsere drei Frauen im Evangelium Sorgen machen. Doch der Stein ist weg! Nicht von Menschenhand sondern durch Gott. Für mich ist das die bildhafte Einladung unserer Sehnsucht nach dem Eingreifen Gottes nachzugehen.”
Osterlachen erschallt im Gemeindezentrum
Im Anschluss an die Osternacht luden die Schönstatt-Frauen zum Osterfrühstück ein. Gekochte Eier, Hefezopf, Kaffee und das gemeinschaftliche Freuen, dass Ostern ist. Fröhlichkeit und Lachen prägte das Miteinander und sprach für einen guten Start in den Ostersonntag.
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