Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Kirchenwissen: Hl. Hubertus

Einen Jägermeister auf den heiligen Hubertus!

Gedenktag 3. November – Schützenbruderschaften lieben ihn, Protestanten imponiert er trotz ihrer Heiligen-Skepsis und einem weltbekannten Kräuterlikör verhalf er zum Logo: Hubertus, der Patron der
Jäger.

Seine Heiligen-Legende zählt wohl zu den berühmtesten überhaupt: Der zunächst noch ganz und gar nicht heilige Hubertus geht am Karfreitag auf die Jagd, erblickt einen wohlgebauten Hirsch, legt seine
Armbrust an, da bleibt das Tier plötzlich stehen, dreht sich um und zwischen seinem Geweih erscheint ein strahlendes Kreuz. “Hubertus, ich erlöse dich und dennoch verfolgst du mich”, ertönt eine Stimme. Daraufhin wirft Hubertus seine Waffe weg, bricht mit seinem alten Lotterleben und wird ein Heiliger.

Die Popularität dieser Legende konnte zwar aber nicht verhindern, dass der heilige Hubertus als Namenspatron schon seit längerem aus der Mode gekommen ist: In deutschen Kindergärten trifft man heute kaum noch auf einen Hubertus, von einer Huberta ganz zu schweigen. Als Patron der Jäger ist er zudem einer der Heiligen, deren Brauchtum heute am präsentesten ist und die Jäger halten ihren heiligen Hubertus auch heute noch in Ehren. Am Hubertustag und im gesamten November werden in zahlreichen Kirchen Hubertusmessen gefeiert. Bekannt sind sie vor allem wegen der Parforcehörner, die diese Gottesdienste musikalisch gestalten.

In ihrer heutigen Form stammt die Hubertusmesse aus Frankreich und Belgien, wo sie im 19. Jahrhundert entstand. Ihre Ursprünge reichen jedoch bis ins Mittelalter zurück. Bis heute noch hat sich auch der Brauch, zu Beginn einer Hubertusmesse Kandidaten nach einer dreijährigen Lehrzeit mit einem Backenstreich in den Kreis der Jäger aufzunehmen, dem sogenannten Jägerschlag, erhalten. Der Kult des
heiligen Hubertus ist jedoch nicht von Anfang an mit der Jagd verbunden. Die Legende vom Hirsch mit dem Kreuz wird erst rund 700 Jahre nach dem Tod des historischen Hubertus allgemein mit ihm verbunden.

Als historische Person verbirgt sich hinter dem heiligen Hubertus ein Bischof von Maastricht und Lüttich aus dem 8. Jahrhundert. Dessen gesicherter Lebensweg klingt zunächst wenig spektakulär: Hubertus von Lüttich, der möglicherweise 655 in Toulouse geboren wurde, lebte zunächst als Pfalzgraf am Hof von Theoderich III. in Paris, später am Hof des fränkischen Herrschers Pippin des Mittleren in Metz, mit dem er wahrscheinlich verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau ging Hubertus zunächst als Einsiedler in die Ardennen. Im Jahr 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht, elf Jahre später verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich; 727 starb er.


Sankt-Hubertus-Tag wurde schon bald der 3. November, weil die Reliquien am 3. November 743 erhoben wurden. Im Jahr 825 wurden sie nach Andagium überführt, das heutige Saint-Hubert in den Ardennen. Seit der Französischen Revolution sind die Reliquien verschwunden.

Vom Jagen war in den ersten Lebensbeschreibungen des Heiligen zunächst keine Rede. Auch wenn gut vorstellbar ist, dass Hubertus als Adeliger am fränkischen Königshof dieser in seinen Kreisen damals
beliebten Freizeitbeschäftigung nachging. Erst im 11. Jahrhundert wurde die Bekehrung durch den Hirsch erstmals mit Hubertus verbunden. Um 1400 wurde das Motiv vom Hirsch mit dem Kreuz in Frankreich und Deutschland zum Allgemeingut der Hubertus-Verehrung. Dabei handelt es sich jedoch um eine offensichtliche Anleihe aus der Lebensbeschreibung eines anderen Heiligen, des heiligen Eustachius, einem Märtyrer aus dem 2. Jahrhundert. Doch dieser Legenden-Klau hat dem Siegeszug des heiligen Hubertus keinen Abbruch getan: Sein Weg zum Heiligen der Jäger und der Jagd war geebnet. Dabei half auch, dass das französische Königshaus Hubertus in die Reihe seine Vorfahren einbaute. Forscher vermuten, dass König Karl VIII. von Frankreich Hubertus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum Patron der Jaft gemacht haben könnte.

Hubertus imponiert selbst Protestanten, die sonst eigentlich nicht viel mit Heiligen anfangen können. Man könnte ihn mit einigem Recht auch als einen ökumenischen Heiligen bezeichnen: Denn für den Hubertustag gibt es eine eigene evangelische Liturgie, zudem gibt es auch eine Vorlage für einen ökumenischen Gottesdienst am Hubertustag. Nicht nur Jäger und Tierschützer reklamieren den heiligen Hubertus für sich: Der erfolgreichste Werber für die Hubertus-Legende im nichtkatholischen Milieu
und auf internationalem Parkett ist weder Jäger noch Tierschützer oder eine Schützenbruderschaft. Dieser Titel gebührt einem Spirituosenhersteller aus dem niedersächsischen Wolfenbüttel. Er machte den Hirsch mit dem Kreuz im Geweih zum Markenzeichen eines weltweit geschätzten Kräuterlikörs mit 35 Prozent Alkohol.

Heutige Erscheinungen eines Hirschs mit Kreuz im Geweih, führen Mediziner daher zumeist auf einen übermäßigen Konsum dieses Getränks zurück. Wenn man der Überlieferung Glauben schenkt, dürfte
der heilige Hubertus diesen Zustand wohl nicht mehr gekannt haben, seit er auf den Hirsch mit dem Kreuz im Geweih traf.

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