Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Tempolimit und was bringt es?


Die 13. Synode der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) vom 6. bis 9. November 2022 in Magdeburg hat in einer Klimaschutzrichtlinie auch ein Tempolimit beschlossen. Hierbei wurden wesentliche Entscheidungen auf dem Weg zur Klimaneutralität fixiert. Dort ist auch festgelegt, dass Dienstfahrten in der Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht werden sollen.

Darüber hinausgehend hat die Synode für dienstliche Fahrten, die mit dem Auto stattfinden, nun einen Beschluss über ein Tempolimit gefasst. Um dem Auftrag der Kirche für die Bewahrung der Schöpfung gerecht zu werden, hält sie es für geboten, bei allen PKW-Fahrten im kirchlichen Kontext ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen einzuhalten, um Treibhausgas-Emissionen spürbar zu reduzieren.

Zudem unterstützt sie politische Bemühungen um ein zeitnahes allgemeines Tempolimit von höchstens 120 km/h. Der Aufschrei in einigen Teilen der Bevölkerung war groß und hat aber eine wie ich finde wichtige Diskussion angeregt. Damit sie sich auch eine Meinung bilden können hier ein paar Fakten und auch Anregungen.

Argumente für ein Tempolimit sind:

Schadstoffausstoss

Vor allem Umweltschutzverbände fordern ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen sowie eine Herabsetzung der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Bundesstraßen. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung würde den Ausstoß an Schadstoffen erheblich senken und wäre damit ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. Eine Studie des Umweltbundesamt aus dem Jahr 2020 zeigt, dass ein Tempolimit von maximal 130 km/h zu einem um 1,9 Mio. Tonnen geringeren Kohlenstoffdioxidausstoß führen würde, eine Beschränkung auf 120 km/h sogar 2,6 Mio. Tonnen CO2 im Jahr einsparen könnte. Diese CO2 Einsparungen würde allein durch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen erreicht.

Sicherheit

Ebenso häufig wird ein Zugewinn an Sicherheit im Straßenverkehr als Argument genannt. Ein generelles Tempolimit könnte unter Umständen die Anzahl der schweren Unfälle reduzieren. Auf Abschnitten ohne Tempolimit war im Jahr 2018 nach Angaben des Statistischen Bundesamts erhöhte Geschwindigkeit bei 45 Prozent der Verkehrstoten – 135 von 301 Unfalltoten – eine Unfallursache, neben etwa mangelndem Abstand. Als 1978 eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen eingeführt wurde – die lediglich eine Empfehlung ist – wurde eine generelle Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit als nicht notwendig erachtet. Damals gab es auch nur wenige Fahrzeuge, die 200 km/h oder schneller fahren konnten. Heute sind hingegen selbst Kleinfahrzeuge zum Teil beeindruckend stark motorisiert, sogar ein Smart Fortwo erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h.

Lärmschutz

Als drittes Argument wird das Thema Lärmschutz von Befürworter:innen des Tempolimits angeführt. Nie zuvor waren auf deutschen Autobahnen so viele Pkw so schnell unterwegs. So gilt etwa der Autobahnabschnitt zwischen Kreuz-Köln-Ost und Dreieck Köln Heumar auf der A3 mit mehr als 170.000 Fahrzeugen pro Tag als der meistbefahrene Autobahnabschnitt. Sowohl für Mensch als auch Natur kann der dadurch entstehende Lärm eine große Belastung bedeuten. Ein hoher Geräuschpegel
kann auf Dauer Stress provozieren, der beispielsweise Auslöser für Herz-Kreislaufbeschwerden ist. Ein Tempolimit könnte den Lärmpegel erheblich reduzieren.

Argumente gegen ein Tempolimit sind:

Persönlichkeitseinschränkung

Primäres Argument der Gegenbewegung ist die Einschränkung der persönlichen Freiheit. Der Staat sollte, laut ihrer Meinung, keine Vorschriften dahingehend machen, mit welcher Geschwindigkeit auf der Autobahn gefahren wird, wenn geografische Besonderheiten wie eine steile Kurve oder temporäre Beschränkungen wie Baustellen den Verkehr nicht einschränken. Eine freie Fahrt kann die Reisedauer erheblich verkürzen, Staus vermeiden und dadurch die Lebensqualität steigern.

Keine Sicherheitssteigerung

Eine Geschwindigkeitsbegrenzung würde nicht mehr Sicherheit garantieren. Statistiken zeigen, dass auf Autobahnen deutlich weniger Menschen durch Unfälle ums Leben kommen als auf Landstraßen. Länder mit Tempolimit wie Frankreich haben nach Angaben des ADAC, kein besseres Sicherheitsniveau als Deutschland. Auch zeigen Untersuchungen in Ländern mit Tempolimit, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung die Menschen nicht dazu animiert, kleine motorisierte Fahrzeuge zu kaufen. Zudem könnte ein sehr niedrig angesetztes Tempolimit dazu führen, dass sich Fahrer:innen unterfordert fühlten. In der Folge würden sie gegebenenfalls unkonzentrierter fahren, wodurch das Unfallrisiko wiederum steigen könnte.

Keine CO2 Verringerung

Ein Tempolimit würde keine erhebliche Verringerung an ausgestoßenem CO2 bedeuten.
Während die Deutsche Umwelthilfe, kurz DUH, eine Verringerung von bis zu neun Prozent in Aussicht stellt, hat der ADAC ein Einsparpotenzial von maximal drei Prozent errechnet. Diese Zahlen beziehen sich auf den Pkw-Verkehr in Deutschland. Laut ADAC könnte ein generelles Tempolimit auf Autobahnen den gesamten CO2-Ausstoß Deutschlands um lediglich 0,5 Prozent verringern. Zudem trage vor allem der zunehmende Anteil von Elektroautos zu einer langfristig geringeren Umweltbelastung bei. Gerade bei den Elektroautos wird oft vergessen, dass die gesamte CO2 Bilanz neben der Geschwindigkeit auch von der Stromerzeugung abhängig ist.

Mein Fazit

Neben diesen Pro und Contra Argumenten finde ich aus persönlicher Erfahrung, dass es für mich in den Ländern in Europa mit einem Tempolimit auf Autobahnen eine entspannteres Autofahren ist. Nebenbei ist Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen noch kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gilt. Vielleicht probieren Sie es bei Ihrer nächsten Autofahrt auf deutschen Autobahnen einfach mal aus und fahren nicht schneller als 130 km/h. Die Umwelt, die durch weniger Lärm geplagten Anwohner:innen und auch Ihre geringere Anspannung wird es neben den geringeren Spritkosten danken.

Harald Geisel