Bleiben oder Gehen?

Zwei Bücher welche auch in der Bücherei in Ditzingen auszuleihen sind, haben mich in letzter Zeit ziemlich beschäftigt. Auch ich persönlich schwanke manchmal zwischen diesen beiden Polen – Bleiben oder Gehen (in der Kirche)? Andreas Sturm, mit dem Buch: “Ich muss raus aus dieser Kirche (weil ich Mensch bleiben will); Ein Generalvikar spricht Klartext.”

Alexander Sturm war Generalvikar und somit verantwortlich für die zahlreichen Mitarbeiter in der Diözese Speyer und auch gleichzeitig das Gesicht der Reform fähigen Kirche. Er bezog Stellung zu viel diskutierten Themen der Zeit, war ein bekannter Gesprächspartner und dann kam der Knall: Er tritt aus der Kirche aus, weil er an Veränderung nicht mehr glauben kann. Damit spricht er Vielen aus der Seele und zeigt all die Missstände von Kirche auf. Hierbei schreibt er sehr persönlich und aus der Perspektive von einem, welcher ganz oben in der Hierarchie stand.

Das Buch ist keine Abrechnung, aber eine schonungslose Bilanz und ein Eingeständnis von Scheitern, auch persönlichem. Seine Vorschläge könnten die katholische Kirche verändern und zukunftsfähig machen. Ohne Andreas Sturm, denn er hat erkannt: Ich muss raus aus dieser Kirche, weil ich meinen Glauben retten will. Weil ich ich bleiben will. Inzwischen arbeitet Andreas Sturm nach meinen Recherchen bei der altkatholischen Kirche.

Rainer M. Schießler und Stephan Maria Alof, haben das Buch “Seid ihr noch zu retten?! Einfach mal machen und so Kirche verändern” geschrieben. Der eine ist wohl einer der bekanntesten Pfarrer in Deutschland und der andere steckt als Kirchenpfleger hinter vielen verrückten Ideen der katholischen Kirchengemeinde St. Maximilian in München. Beide sind seit mehr als 25 Jahren ein unschlagbar kreatives Duo. Die beiden haben es faustdick hinter den Ohren und setzen alles daran, den Glauben immer wieder neu und positiv ins Gespräch zu bringen – ohne Festhalten am Gestrigen. Dafür nehmen sie auch gerne Gegenwind in Kauf. Wo man anderorts in der katholischen Kirche angesichts steigender Austrittszahlen noch im Dornröschenschlaf zu verharren scheint, entwickeln beide eine Perspektive für die Kirche für morgen, die auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten ist und die befreiende Botschaft des Glaubens in den Mittelpunkt stellt.

Ich habe dieses Buch als eine Einladung zur internen Positionsbestimmung in Glaubensfragen verstanden und zugleich war es ein unterhaltsames Lesevergnügen. Sie berichten beide über Aktivitäten und neue Gottesdienstformen, welche in München großen Zulauf finden Beide Bücher berichten jeweils aus einer anderen Sicht und bei meinem lesen, habe ich auch immer Anknüpfungspunkte zu meinem persönlichen Fragen und Suchen zu der Zukunft der Kirche gefunden.

Bleiben oder Gehen?
Eine Empfehlung von Harald Geisel