Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Theologisches zum Osterlamm

Liebe Gemeindemitglieder,
bunte Ostereier, wunderbar gebackene Osterlämmer und verschiedenste Osterhasen dekorieren gerade vermutlich alle Haushalte. Drei Symbole, die auf das bevorstehende Fest hinweisen – Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu. Der Osterhase steht dabei für Wachstum, Fruchtbarkeit und Leben, denn er bekommt als einer der ersten im Frühjahr Nachwuchs. Die Eier wiederrum stehen symbolisch für die Auferstehung. Denn, man könnte sie ja glatt für tot halten, sehen sie doch aus wie ein Stein. Doch was tot aussieht ist nicht tot! Innendrin entsteht Leben. So ist das Ei schnell zum Symbol für die Auferstehung geworden. Übrigens genauso wie der Schmetterling, der als Raube lebt, als Kokon tot scheint und als verwandelter
Falter wieder lebt.


Das Osterlamm nun ist das ursprünglichste Bild für Ostern und wird häufig auch mit einer Siegesfahne dargestellt: Christus besiegt den Tod. Eine tolle Sache, finde ich. Auf den ersten Blick ist das doch super. Doch auf den zweiten Blick?! Gott hat seinen eigenen Sohn als Opferlamm geopfert, damit wir Menschen frei vom ewigen Tod leben können. Braucht es dafür ein Opfer? Einen Freifahrtschein? Das ist eine ziemlich antike Sicht auf das Verhältnis zwischen Gott und seinem auserwählten Volk. So als müsste man sich die Gunst Gottes erkaufen?!

In der Antike ist das Gang und Gäbe: Turteltauben, Lämmer (!), Widder, ja sogar Jungfrauen werden geopfert. Je reiner das Opfer, desto williger wurde die Gottheit – so die Vorstellung. Göttliche Willkür, die ich besänftigen oder heraufbeschwören kann, ist für das Leben der
antiken Menschheit maßgeblich. Im Mittelalter wird daraus der widerliche Ablass-Handel: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt!“. Der Gedanke ist immer der Gleiche: Ich stimme mit meinem Opfer eine göttliche Macht wohlgesonnen. Könnte man das nicht Manipulation nennen?

Entspricht das unserem Gottesbild, des bedingungslos Liebenden? NEIN! Ohne „Wenn und Aber“ werden wir von Gott geliebt. Wir werden ja sogar „Kinder Gottes“ genannt. Kein Vater, keine Mutter knüpft an die Liebe zu den eigenen Kindern irgendwelche Bedingungen! Immer wieder sagt Gott uns das zu.

Wie also können wir das Symbol des Osterlamms – Christus das „Lamm Gottes“ – heute gut verstehen?

Den Bund, den Gott mit uns geschlossen hat, stellen wir uns als Vertrag vor. Wird eine Seite vertragsbrüchig, muss sie Strafe zahlen. So ist das Vertragswesen bis heute. Dass Jesus sozusagen als ultimative Strafzahlung alle Fehlverhalten gegen den Bund mit Gott, anzusehen ist, finde ich aber auch nicht viel besser. Will ich einen Bund mit so einem Partner? Gott will das Leben. Unbedingt! Er will,
dass das Leben aller Menschen gelingt. Er stellt dafür 10 Gebote und dutzende Regeln auf, damit das Leben der antiken Israeliten gut funktioniert. Durch Propheten, Könige und Richter werden diese
Weisungen immer wieder aktualisiert.

Mit Christus kommt das beste Update! Wenn wir unser Leben so leben, wie es Christus uns vorgelebt hat, dann kann man rückblickend sagen: Es war ein gelungenes Leben. Christus hat sich bis zum Tod am Kreuz für das Leben eingesetzt: Wunder gewirkt und Wunden geheilt, Trauernde getröstet, Nackte bekleidet, Gefangene befreit, Blinde sehend und Lahme gehend gemacht. Er hat sich den Ärmsten angenommen und sich für eine barmherzige Politik eingesetzt. Er hat sein Leben, ganz in den Dienst des gelingenden Lebens gestellt und damit den Tod, die stärkste Macht, die gegen das Leben ist, besiegt. Christus hat das Tor zum ewigen Leben aufgestoßen. Der Tod hat keine Macht mehr über die Kinder Gottes.

Gemeindereferent
Marin Hensel