Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Erntezeit ist Segenszeit!

Liebe Gemeinde!
Auf den Feldern im südlichen Strohgäu ist gerade einiges los: Die Ähren hängen fett an den Halmen und versprechen eine gute Ernte. Teilweise hat die Ernte bereits begonnen. In den Erntebitt-Gottesdiensten, die wir im Juni und Juli gefeiert haben wurde eines deutlich: Wir sind abhängig von Gott. Zwar wissen wir, dass wir unseren Gott nicht mehr durch irgendwelche Opfer bestechen müssen, aber nirgends sind wir so sehr auf die schöpfungsinternen Kräfte angewiesen, wie in der Landwirtschaft.

Abhängig zu sein ist kein gutes Gefühl und es wird uns im Zusammenhang mit der aktuellen Öl- und Gaskrise sehr deutlich: Abhängigkeit schafft Unfreiheit. Ich kann nicht mehr selbstständig für mein Wohl sorgen. Ich muss buckeln und mich klein machen, denn der Andere hat das Sagen.


In der Theologie sprechen wir, wenn wir das Verhältnis von Gott zu uns Menschen in Blick nehmen, nicht von Abhängigkeit sondern davon, dass Gott mit uns einen Bund geschlossen hat. Einen Bund schließen passiert ja eigentlich auf Augenhöhe. Aber nicht der Mensch hat sich erhöht, sondern Gott hat sich erniedrigt: Er ist auf Augenhöhe gekommen, so wie wenn man in die Knie geht um mit einem Kind zu sprechen. Gott kommt uns entgegen: Er kommt auf Augenhöhe und verspricht uns: Ich werde immer euer Gott sein! (vgl. Jer 30,22). So eine starke Bündnispartnerschaft zu haben ist ein großer Segen.

Und so erinnern wir uns, wenn wir für die gute Ernte Dank sagen, auch daran, dass Gott sein Bundesversprechen hält: Er sorgt für uns wie ein guter Vater und eine liebende Mutter. Die Fülle seines Versprechens erleben wir zurzeit auf unseren Esstischen, denn die Ernte ist üppig und die Vielfalt enorm.

„Wir ernten was wir säen“ – Dieser Satz stammt abgewandelt aus dem Buch Hosea. Dort heißt es: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“ (Hosea 8,7). Eine eindeutige Drohung! Auch die Band „Die fantastischen Vier“ greifen in ihrem gleichnamigen Lied genau das auf: Wer nur auf sich schaut, wird schnell allein sein. Wer nur auf das Geld giert, wird arm sein. Wer nach Macht strebt, fällt tief. Mir kommt da auch die aktuelle Kirchenkrise in den Sinn: So viele Menschen haben sich in den letzten Monaten von der Kirche abgewandt (!!! Achtung: von der Kirche, nicht von Jesus!). Ernten wir jetzt was wir gesät haben? Und können wir – um im Bild der Ernte zu bleiben – nicht den Acker umpflügen? Die Saat erneuern, so wie wir jeden Sonntag unseren Glauben erneuern?

Die Botschaft von Gott ist dabei eigentlich ganz klar, so sagte mir ein KGR-Mitglied im Juni: „Liebe deinen Gott von ganzen Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst“ (vgl. Mt 22, 37-38). Erntezeit ist Segenszeit, wenn wir unser Gegenüber, unsere Mitmenschen, unsere Mitwelt, unsere Mitgeschöpfe genauso behandeln, wie wir behandelt werden wollen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!
Ihr Martin Hensel
Gemeindereferent