Zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Kath. Kirchengemeinde Hirschlanden
mit Heimerdingen und Schöckingen

Schwabstr. 15
71254 Ditzingen-Hirschlanden

Macht hoch die Tür …

Ein Adventsgedanke

Das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ ist eines der bekanntesten Adventslieder in Deutschland. Es stammt aus der Feder des evangelischen Pfarrers und Kirchenliederdichter Georg Weissel (1590-1635). Es wurde anlässlich der Einweihung der Altroßgärtner Kirche am 2.Advent 1623 in Königsberg (damals Ostpreußen) verfasst.

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Die ersten Verse des Liedes beziehen sich auf Psalm 24,7 – Dort steht in der neuen Einheitsübersetzung von 2016: „Ihr Tore, hebt eure Häupter, / hebt euch, ihr uralten Pforten, denn es kommt der König der Herrlichkeit!“ Es handelt sich um Verse, die mit einer Einzugsliturgie bei einem Fest in Verbindung stehen.

Man stellt sich einen pompös einziehenden königlichen Herrscher vor. Diese Liedverse könnten z.B. bei der Tempeleinweihung in Jerusalem gesungen worden sein. Als Begrüßung für Gott, der symbol-liturgisch in den Tempel einzieht. Wir warten im Advent auf den Einzug Gottes, durch Christus, in diese Welt. In unser Leben. Und dieser Einzug kommt dann doch anders, als es der Psalmist Davids dachte – weniger mit Trompeten und lauten Rufen, sondern ganz unterwartet für einen König.

Davon singt das Adventslied, das uns dieses Jahr im Advent begleiten wird. „Sanftmütigkeit“, „Barmherzigkeit“, Heil und Leben“ sind Stichwörter, die wir mit dem „Fürst des Friedens“, wie Jesaja den kommenden Messias ankündigt, in Verbindung bringen. Dort wird von einem Kind gesprochen, das uns geboren wurde. „Ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“ (Jes 9,5).

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Ein ganz anderer Einzug! Kein gewaltsames, machtdemonstrierendes „In-Besitz-Nehmen“ sondern eine Einladung, die Gott mit dem Kind in der Krippe uns zukommen lässt. Und, wenn wir mal ehrlich sind – so einen „Fürst des Friedens“ hat diese – heutige – Welt dringend nötig. Eine Person, die uns zeigt, wie wir aus den Verwirbelungen und Verwirrungen von Krieg, Wirtschaftswachstum und Konsum auf Kosten der Ärmsten raus kommen. Jemand der uns einlädt zu einer besseren Welt, in der wir alle friedlich miteinander leben können. Der Prophet Jesaja sagt es so: „Der Wolf findet Schutz beim Lamm,  der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen,  ein kleiner Junge leitet sie. Kuh und Bärin nähren sich zusammen, ihre Jungen liegen beieinander.  Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter  und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus. Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen  auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des HERRN,  so wie die Wasser das Meer bedecken.“ (Jes 11,6-9).

Im Advent – jeden Advent – warten wir auf das Wiederkommen Jesu. Wenn er wieder Einzug hält in diese Welt, dann wird dieser utopische, für uns Menschen nicht alleine zu bewerkstelligender Frieden zur Wahrheit. Man nennt es Himmelreich.

Im Leben Jesu wird diese Art des Einzugs nochmal eine Rolle spielen: Der Einzug in Jerusalem. Dort zeigt er über die Wahl seines Reittieres – ein Esel – dass er kein kriegerischer König ist, der auf einem Schlachtross kommt, sondern ein von Gott gesandter menschenfreundlicher König, so wie es z.B. die Erzeltern Abraham und Sara waren, die ebenfalls auf einem Esel nach Kanaan gekommen sind. Frieden statt Krieg, Barmherzigkeit statt Hartherzigkeit, Liebe statt Hass, Leben statt Tod. In so einfachen Worten kann die Botschaft Jesu zusammengefasst werden – so schwer ist sie zu leben.

Jesus zieht in Jerusalem ein - ganz anders als erwartet: Als Friedenskönig und nicht als Herrscher

Passend für unsere Gemeinde ist dieses Adventslied auch, weil es auch die Dreifaltigkeit besingt – oder man es neben einem Loblied ausschließlich für den kommenden Messias auch auf die Dreifaltigkeit beziehen kann.

  • In der ersten Strophe geht es um Gott, als die Schöpferkraft, die uns mit Rat zur Seite steht.
  • In der zweiten Strophe geht es dann um Gott in Jesus Christus, der als „Heiland groß von Tat“ bezeichnet wird.
  • Die dritte Strophe ist Gott als Heiligem Geist, gewidmet, wenn vom „Tröster“ gesprochen wird.
  • Die letzten beiden Strophen fassen die drei Gedanken des beratenden Schöpfers, des Wunder-tuenden Christus und dem tröstenden Heiligen Geist zusammen, in dem sie davon singen, dass das eigene Herz zum Tempel für Gott bereit sein soll, dass „meins Herzens Tür dir offen ist“ und dass mein Gott gelobt sei: „Voll Rat, Voll Tat, Voll Gnad“.

Die Adventszeit ist eine Vorbereitungszeit. Wir bereiten uns auf die Ankunft Jesu in der Krippe vor und auf die Wiederankunft Jesu, als dem „Fürsten des Friedens“. Er bringt den Frieden. Darum bitten wir immer wieder und darauf hoffen wir.

Martin Hensel